Im Notbiwak dem Gewitter entkommen

So hatte sich die Klasse 9Bc der Realschule plus Kirchheimbolanden sicherlich die erste Nacht ihres „Zielwanderexperiments“ durch den Pfälzer Wald nicht vorgestellt. Bei schwerem Gewitter mit Starkregen und Sturmböen mussten die Zelte aufgegeben und unter der Überdachung eines Clubheims ein Notbiwak errichtet werden. Dabei war der erste Tag der dreitägigen Wanderung zunächst sehr erfolgreich verlaufen.
Von Kirchheimbolanden aus wanderten die 7 Schüler mit ihrem Klassenleiter Herrn Seltmann und dem 1.Konrektor Herrn Klemme zunächst über Bolanden nach Weitersweiler. Nach weiteren zwei Stunden wurde das Haus Göllheim erreicht und gegen 16:30 Uhr kam bereits Ramsen in Reichweite. Das angestrebte Ziel, das „Naturfreundehaus Rahnenhof“ in Carlsberg erwies sich als zu ehrgeizig und so wich die Gruppe auf den Zeltplatz „Ochsenbusch“ aus. Die Leistung der Jugendlichen war dabei sensationell: Alle trugen ihr Gepäck, ihren Schlafsack, die Zelte, die Kochutensilien und die Verpflegung über die Distanz von 25km. Wenn einer nicht mehr weiter konnte, übernahmen die Lehrer und die Klassenkameraden das Gepäck.
Mehr als drei Stunden Schlaf in der Gewitternacht auf der kalten und zugigen Veranda im Notbiwak waren in der ersten Nacht nicht drinnen und die geschundenen Knochen hatten nur wenig Zeit zur Erholung. Das Trocknen der Kleidung und Zelte dauerte bis in den Vormittag und so musste auch das Ziel für den zweiten Tag deutlich korrigiert werden. Die ursprünglich geplanten 25km in Richtung Lambrecht wurden zu 10km nach Carlsberg. Die völlig übermüdete Truppe war dennoch guter Dinge – so eine Nacht schweißt zusammen – und nach drei Stunden war das Tagesziel erreicht. Der Aufbau der Zelte verlief schon deutlich routinierter und auch die Zubereitung der Spaghetti auf vier Gas- und Spirituskochsystemen klappte schon deutlich besser.
Für Aufregung sorgte in der zweiten Nacht nur eine Fuchsfamilie, die sich auf der Suche nach Nahrungsmitteln in unmittelbarer Nähe der Zelte aufhielt. Hier zeigte sich sehr deutlich, dass so mancher Schüler mit großer Klappe in Gegenwart eines kleinen und zahmen Fuchses die Hose gestrichen voll hat. Mit den Füchsen in der Nähe wurde auch die zweite Nacht in Folge für die Jugendlichen und ihre Lehrer sehr kurz, was sich nicht unbedingt förderlich auf die Stimmung am nächsten Tag auswirkte. Nach dem Aufbruch um 11Uhr entschieden Herr Seltmann und Herr Klemme, den Weg in Richtung Altleinigen zu nehmen; um die Laufbereitschaft ihrer Anvertrauten nicht überzustrapazieren. Um 15:30 Uhr endete die Tour nach weiteren 10km südlich von Wattenheim.Das Ergebnis der „Power-Tour 2012“ der Klasse 9Bc lässt sich zeigen: Drei Tage wandern mit vollem Gepäck über eine Distanz von 45km, das ist eine sehenswerte Leistung, auf die die Schüler mehr als stolz sein können. Und genau darum ging es den beiden Lehrern bei der Planung der Tour: Schüler stolz machen auf eine außerordentliche Leistung, die eigenen Grenzen erfahren (spüren) und ganz häufig den „inneren Schweinehund“ besiegen. Die Südpfalz wurde zwar nicht erreicht, dafür aber sicherlich diese viel wertvolleren Ziele.